02.11.2023

Augen auf in der Lausitz: Hier wird was!

Staatsminister Schmidt spricht zur aktuellen Plakatkampagne
© SMR

Der Strukturwandel im Lausitzer Braunkohlerevier muss sich nicht verstecken. »Hier wird was!«, das ist die Botschaft, mit der das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung den Menschen in der Lausitz genau das gerade zeigt.

Das Ministerium wirbt derzeit in der Region mit zahlreichen Großflächenplakaten. Darauf konfrontiert es Akteurinnen und Akteure verschiedener Strukturwandelprojekte mit landläufigen Klischees und Vorurteilen zur Entwicklung der Region nach dem Kohleausstieg. Staatsminister Thomas Schmidt hat die Kampagne am 2. November 2023 bei einem Medientermin in Boxberg/O.L. vorgestellt.

»Der Strukturwandel ist kein Vorhaben der Zukunft. Wir sind längst mittendrin. Natürlich bedarf es oftmals noch einer gewissen Fantasie, sich vorzustellen, was vielerorts aus den Projekten entstehen wird und was dies für die Region bedeutet. Absichtserklärungen, Projektanträge und Planungen sind längst nicht so überzeugend, wie Spatenstiche, Richtfeste, Einweihungen und Neueinstellungen«, so der Minister.

»Mit unserer Kampagne wollen wir deshalb den Lausitzerinnen und Lausitzern sagen: ‚Hier entsteht etwas, Ihr könnt Zukunft gestalten und wir unterstützen Euch dabei.‘ Wir machen Engagement und tolle Projekte des Strukturwandels sichtbar. Wir wollen zeigen, dass niemand die Region verlassen muss. Ganz im Gegenteil: Wir brauchen die Menschen hier. Denn kluge Köpfe und zupackende Hände werden die wichtigste Ressource sein«, so der für Strukturentwicklung zuständige Fachminister weiter. Die Kampagne »HIER WIRD WAS!« wirbt deshalb mit fünf Männern und Frauen, die alle auf ihre Weise mit eigenen Projekten die Strukturentwicklung in der Lausitz voranbringen und dabei auch negativen Meinungsbildern entschieden entgegentreten.

Nicht zufällig wurde als Präsentationsort die Gemeinde Boxberg/O.L. gewählt: Hier entsteht bis 2026 eines der großen Leuchtturmprojekte des Lausitzer Strukturwandels, die »Carbon LabFactory Lausitz« – ein weltweit einzigartiges Forschungszentrum mit dem Schwerpunkt der Entwicklung »grüner« Carbonfasern. Das Projekt wird gemeinsam durch Bund und Land mit 62,3 Millionen Euro unterstützt. Erforscht und neuentwickelt wird die Produktion vom Molekül bis zum marktfähigen Endprodukt. Leichtbauteile aus Carbonfasern werden aktuell beispielsweise im Automobilbau, im Bauwesen und in der Luft- und Raumfahrt eingesetzt. Das Potenzial des Werkstoffs ist aber deutlich größer. Der Bau des Forschungszentrums soll 2025 starten.

Staatsminister Thomas Schmidt zu dem Projekt: »Wir brauchen neue Ideen und Technologien, um in der Zukunft bestehen zu können. So war es immer und so ist es auch jetzt. Auf den Innovations- und Erfindergeist der Sachsen war dabei immer Verlass. Die Carbon LabFactory Lausitz in Boxberg wird Sachsen zu einem der führenden Standorte der Carbonfaser-Forschung machen und damit bei der Schaffung zukunftsweisender Arbeitsplätze in der Region helfen.«

Hintergrund:

Der Strukturwandel in den sächsischen Braunkohlerevieren ist in vollem Gange. In den beiden sächsischen Braunkohlerevieren gibt es 153 bestätigte Projekte, die sich in unterschiedlichen Phasen der Umsetzung befinden: 45 im Mitteldeutschen Revier und 108 im Lausitzer Revier. Für diese Projekte in beiden Revieren stehen allein 1,5 Milliarden Euro Bundesförderung bereit. Die für das Lausitzer Revier vom Regionalen Begleitausschuss ausgewählten 108 Projekte haben ein Fördervolumen (Bund) von 1,05 Milliarden Euro. Sie befinden sich jetzt in verschiedenen Stadien der Planung und Umsetzung.

Die Protagonistinnen und Protagonisten der Kampagne »HIER WIRD WAS!« vertreten folgende Strukturentwicklungsmaßnahmen, die der Freistaat Sachsen nach der Förderrichtlinie zur Gewährung von Zuwendungen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) unterstützt:

1. Nachnutzung der ehemaligen Ingenieurschule Weißwasser/O.L.

Projektträger ist die Stadt Weißwasser. Hier leitet Dorit Baumeister, Gesicht der neuen Strukturwandel-Kampagne, das Referat Bau und Stadtplanung. Das kommunale Vorhaben erhält eine Zuwendung von ca. 10,8 Millionen Euro. Vorgesehen ist die grundhafte Sanierung der Gebäude der ehemaligen Fachschule für Glastechnik Weißwasser sowie der zugehörigen Außenanlagen. Das Objekt soll später als staatlicher Hochschul- und Forschungsstandort genutzt werden. Für das Projekt hat die Stadt Weißwasser die Förderung bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) beantragt.

2. Industriepark Straßgräbchen in Bernsdorf Projektträger ist die Stadt Bernsdorf (Landkreis Bautzen), deren Bürgermeister Harry Habel ist. Die Kommune plant mit einer Zuwendung in Höhe von 11,4 Millionen Euro. Das kommunale Vorhaben soll im 6. Regionalen Begleitausschuss (RBA) am 15. November 2023 behandelt werden. Es wurde für das Projektauswahlverfahren qualifiziert. Mit dem Vorhaben möchte die Stadt Bernsdorf den Platz im Industriepark Straßgräbchen erweitern. Die zusätzliche Fläche wird zur Ansiedlung von neuen Firmen und zur Erweiterung bestehender Unternehmen gebraucht. Die Investition bringt neue Industriearbeitsplätze und nachhaltige Energieversorgungskonzepte für die Lausitz. Geplant sind die äußere Erschließung des Industriegebietes (inkl. Anschlüsse für Trinkwasser, Gas, Telekommunikation, Strom und Abwasser), die Anbindung der Flächen an die Staatsstraße 94 sowie die Errichtung eines Bahnüberganges.

3. Einführung robotergestützter Medizintechnik am Beispiel des Städtischen Klinikums Görlitz Projektträger ist die Städtisches Klinikum Görlitz gGmbH. Kampagnengesicht Ines Hofmann leitet das Krankenhaus. Das Klinikum hat aus den Mitteln des InvKG eine Zuwendung von knapp 1,8 Millionen Euro für einen innovativen OP-Roboter erhalten. Die Anschaffung des roboterassistierten Chirurgiesystems für minimalinvasive Operationen soll in der Oberlausitz eine hochmoderne Gesundheitsversorgung etablieren und hochwertige Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen. Das neue Operationssystem ist seit Anfang des Jahres 2023 in Betrieb. Es wird als Initialinvestition für noch folgende KI-medizintechnische Investitionen und entsprechende Wirkungen auf die medizintechnische Branche und deren wirtschaftliches Umfeld gesehen.

4. InnoCarbEnergy / Carbon LabFactory Lausitz in Boxberg/O.L.

Projektträger ist der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, der den Bau für das Institut für Strukturleichtbau der Technischen Universität Chemnitz umsetzt. Für das Projekt sind insgesamt 62,3 Millionen Euro, inkl. Anlagentechnik, geplant. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen zusammen mit ihrem brandenburgischen Pendant, dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (Carbon LabFactory Brandenburg), das weltweit dritte Forschungszentrum für kostengünstige, maßgeschneiderte und »grüne« Carbonfasern aufbauen. Das Forschungsspektrum der bisher führenden Einrichtungen in dem Bereich in Australien und den USA wird vom neuen Zentrum übertroffen werden. Denn erstmals wird die Carbonfaserforschung ganzheitlich betrachtet, vom Molekül unterm Mikroskop bis zum nachgeschalteten textilen und kunststofferarbeitenden Prozess im Pilotlinienmaßstab. Dr. Mario Naumann, der das Projekt maßgeblich mit seinem Team vorantreibt, grüßt in diesen Tagen ebenfalls von den Großflächenplakaten. In Boxberg/O.L. (Landkreis Görlitz) sollen neue Wege für die Leichtbauwerkstoffe und -produkte der Zukunft sowie deren nachgeschaltete Prozesse erforscht werden. Unternehmensgründungen, Startups und neue Niederlassungen am Standort sollen Produkte bis zur Marktreife führen. Herzstück der Carbon LabFactory Lausitz wird die »Carbonfaser-Pilotlinie«, bei der neue Technologiepfade für Carbonfasern forschungsseitig begleitet und bis zu industriellen Produktionsbedingungen erprobt werden.

5. Neubau Kindertagesstätte und Umbau des Bestandsgebäudes zum Hort in Ralbitz- Rosenthal Projektträger ist die Gemeinde Ralbitz-Rosenthal (Landkreis Bautzen). Sie erhält eine Förderung von 7,6 Millionen Euro für den Ausbau der Kapazitäten der Sorbischen Kindertagesstätte »Dr. Jurij Młynk«, bei der Kampagnengesicht René Büttner als Erzieher arbeitet. Auf Grund des steigenden Bedarfs an Kindertages- und Krippenplätzen in der Gemeinde ist es notwendig, zusätzliche Betreuungskapazitäten zu schaffen. Nach dem Neubau der Kindertagesstätte soll das bestehende und gegenwärtig als Kinderkrippe und Kindergarten genutzte Gebäude umfassend saniert werden. Anschließend wird es den Hortkindern der örtlichen Grundschule zur Verfügung stehen. Das Vorhaben ist bewilligt, die Bauarbeiten für die Kindertagesstätte laufen bereits.

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